Oelsnitz. Die Nachricht, dass der Ausbau der Bahnstrecke Nürnberg-Marktredwitz-Schirnding als nicht wirtschaftlich eingestuft wurde und somit keine Elektrifizierung der Strecke stattfinden wird, hat für Verwunderung und Empörung gesorgt. Hauptsächlich bei denen, die sich mit dem Thema Bahnverkehr in Südwestsachsen und Nordostbayern offensichtlich nie ernsthaft beschäftigt haben, wie die langjährige Bundestagsabgeordnete Yvonne Magwas (CDU). Dazu Ulrich Lupart: „Es ist tatsächlich so, dass durch die weiterhin fehlende Elektrifizierung der Strecke Nürnberg-Marktredwitz auch langfristig keine umsteigefreie Zugverbindung von Südwestsachsen nach Nürnberg angeboten werden kann. Da die Deutsche Bahn aber ohnehin nie geplant hatte, eine solche Verbindung anzubieten, ändert sich praktisch nichts. Das Vogtland ist wie ganz Südwestsachsen seit Jahrzehnten vom sogenannten Schienenpersonenfernverkehr, besser bekannt als ICE, IC und EC abgehängt und das wird sich, von marginalen Verbesserungen abgesehen, bis mindestens in die 2040er Jahre hinein nicht ändern. Es wird ab ca. 2032 eine durchgehende Intercity-Verbindung von Dresden über Plauen nach München geben und mehr nicht. Politisch wird das sicher als großer Erfolg und als Anschluss des Vogtlandes an das Fernverkehrsnetz vermarktet werden, im Prinzip ist es aber unbedeutend, da sich die Reisezeiten kaum verkürzen werden und die aktuelle Generation der Intercity-Züge äußerst unkomfortabel ist.
Warum ausgerechnet eine Abgeordnete, die seit neun Jahren im Bundestag sitzt, von dieser Entwicklung überrascht ist, ist wiederum überraschend, da sämtliche Informationen zum Thema frei verfügbar sind. Desinteresse und Inkompetenz könnten eine Erklärung sein. Ansonsten zielen sämtliche Investitionen in die Eisenbahninfrastruktur in der Region auf eine Steigerung der Leistungsfähigkeit für den Schienengüterverkehr. Kurz gesagt hat man entschieden, dass im Westen ICE gefahren wird und im Osten Güterzug.
Nach Fertigstellung des Ostkorridors wird auch das Vogtland von dieser Entwicklung stark betroffen sein, 130 Güterzüge täglich werden wohl Normalität werden. Da ist bestenfalls noch Raum für etwas Regionalverkehr. Die Strecke Nürnberg – Marktredwitz – Schirnding wäre eine schöne Ergänzung für den Schienengüterverkehr. In Zeiten leerer Staatskassen ist sie aber am ehesten verzichtbar, wie die jüngste Entwicklung gezeigt hat. Für das Vogtland geht es in Sachen Bahnausbau momentan eigentlich nur um vernünftigen Lärm- und Erschütterungsschutz entlang der Strecke Werdau/Zwickau – Hof, um die Anwohner vor dem bösen Erwachen zu bewahren. Leider wird dieses Thema bislang vollständig ignoriert.“ (aj)
- Energiesicherheit: Auch russisches Gas gehört zu Deutschland!
- Brandbrief: Oelsnitz unterstützt Reichenbach