Güterverkehr auf der Schiene: Für das Vogtland könnte es dicke kommen

Mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene ist angesichts voller Straßen eine nachvollziehbare Forderung. Aber was ist mit jenen, die nah am Gleis wohnen?

Zunehmender Güterverkehr auf der bereits gut ausgebauten Sachsenmagistrale etwa in Neumark, Reichenbach und Plauen. Und das ohne Lärmschutz! Zunehmender Güterverkehr aber auch auf der womöglich noch auszubauenden Trasse zwischen Plauen und der Grenze zu Tschechien – also etwa in Weischlitz und Bad Brambach. Wollen wir das wirklich?

Zum geplanten Ausbau der Eisenbahnstrecke Plauen-Bad Brambach-Grenze CZ (Vojtanov)

Obwohl das Projekt weder in den Bundesverkehrswegeplan noch in das Bundesförderprogramm “Elektrifizierte Güterbahn” aufgenommen wurde, verfolgt die Kreisverwaltung hartnäckig den Plan, die Trasse vollständig zweigleisig ausbauen und elektrifizieren zu lassen. Stets mit dem Verweis, dass dadurch eine Verbesserung des Personennahverkehrs erreicht werden könnte – womöglich sogar die Anbindung an den Fernverkehr. Dazu einige Anmerkungen: Die Strecke wird momentan von der Vogtlandbahn genutzt. Güterzüge fahren nur sporadisch. Es ist davon auszugehen, dass die Strecke nicht ausgelastet ist und ein Ausbau auf Grund drohender Überlastung nicht notwendig ist. Da nun trotzdem ein Ausbau gefordert wird, muss es Überlegungen geben, die Strecke erheblich stärker zu nutzen.

Etwa für den Personennahverkehr?

Sämtliche Leistungen werden im Rahmen des ÖPNV ausgeschrieben und sind steuermittelfinanziert. Ein wirtschaftlicher Eigenbetrieb findet nicht statt. Sollte man den Wunsch haben, das Angebot durch mehr Züge zu verbessern, könnte man das durch eine geänderte Ausschreibung erreichen. Damit verbunden wären höhere Kosten. Ein zweigleisiger Ausbau bringt keine Verbesserung, da die Strecke nicht ansatzweise überlastet ist. Die Elektrifizierung bringt ebenfalls keine Vorteile, da das übrige Bahnnetz im Vogtlandkreis, abgesehen von der Hauptstrecke Werdau- Hof, nicht elektrifiziert ist und nicht davon auszugehen ist, dass die Vogtlandbahn interessiert ist, verschiedene Fahrzeugtypen zu betreiben.

Und für den Fernverkehr?

Die Bahn-Planungen sehen weder in Südwestsachsen noch in Nordostbayern Fernverkehr vor. Daran wird auch die bereits geplante Elektrifizierung der Strecken Hof- Regensburg und Nürnberg- Marktredwitz-Grenze nichts ändern. Der Ausbau dieser Strecken dient der Kapazitätserhöhung für den Güterverkehr. Ein Ausbau der Eisenbahnstrecke Plauen- Bad Brambach- Vojtanov ist für die Planungen der Bahn in Bezug auf den Fernverkehr nicht relevant, da die möglichen Übergangspunkte zum bestehenden und geplanten Fernverkehr der Bahn jeweils deutlich weiter als 100 Kilometer entfernt liegen.

Die Einführung von internationalem Personenverkehr ist ebenso unwahrscheinlich, da, bedingt durch die Tatsache, dass Tschechien ein anderes Bahnstromnetz als Deutschland betreibt, mehrsystemfähige Triebzüge benötigt werden, die nicht vorhanden sind.

Aber für den Güterverkehr!

Nach Fertigstellung des Bauabschnittes Nord (Hamburg- Halle/ Leipzig) des Ostkorridors wird es zu einer erheblichen Zunahme des Güterverkehrs auf der Strecke Leipzig- Hof- Regensburg kommen. Allein für den Streckenabschnitt Hof-Oberkotzau rechnet man ab 2030 mit 159 Zügen täglich, inklusive Personenverkehr. Es wird von einer Kapazitätsüberschreitung ausgegangen, was dazu führte, dass mit den Planungen für ein drittes Gleis bereits begonnen wurde.

Für die Strecke Dresden- Bad Schandau- Prag rechnet man bis 2030 mit einer Anzahl von 150 Güterzügen täglich, was für diese Strecke ebenfalls die Kapazitätsobergrenze bedeuten würde. Es ist davon auszugehen, dass die Eisenbahnstrecke Plauen- Bad Brambach-Vojtanov als Ausweichstrecke für den Güterverkehr vorgehalten werden soll. Dafür ist es sinnvoll, die Strecke durchgehend zweigleisig auszubauen und zu elektrifizieren, da sonst kein effektiver Betrieb möglich wäre. Für den grenzüberschreitenden Güterverkehr sind ausreichend mehrsystemfähige Lokomotiven vorhanden.

Für das Vogtland ergibt sich nun die Frage, welchen Nutzen diese Form der Nutzung der Bahnstrecke bringt. Wahrscheinlich keinen, da im Warentransit keine oder nur eine sehr geringe Wertschöpfung stattfindet.

Bleibt die Frage nach dem Schaden…

Wie schon beim Ausbau der Bahnstrecke Leipzig- Hof auf vogtländischem Gebiet besteht auch hier kein Anspruch auf verbesserten Lärmschutz. Die Folgen der Lärmbelastung durch Güterzüge kann man sich vorstellen. Klarheit könnte der Inhalt der im Auftrag des sächsischen Wirtschaftsministers erstellten Machbarkeitsstudie der Berliner Firma Dornier Consulting zum Thema bringen. (aj)

Doch trotz Nachfrage schweigt das Ministerium!